Eine Brücke nach Russland …

… so lautete die Überschrift des Artikels in der Wuppertaler Rundschau, in dem die Gründungsversammlung des Freundeskreises Wuppertal-Jekaterinburg angekündigt wurde.

Eine Brücke nach Russland zu schlagen, dies war eines der Hauptanliegen des Gründungsvorsitzenden Otto Roche, der in vielen Reisen und Vortragsveranstaltungen versuchte, das Interesse an russischen Menschen, ihrer Geschichte und Lebensbedingungen zu wecken.

Die Beziehungen zu den Staaten der ehemaligen Sowjetunion lagen Otto Roche, dem Historiker und politisch Interessierten, immer sehr am Herzen. Er zögerte daher nicht, als ihm aus dem Kreis des „Freundeskreises Wuppertal Jekaterinburg in Gründung“ der Vorsitz angetragen wurde. Er sah in dieser Arbeit Querverbindungen zu seinen bisherigen Aktivitäten, besonders interessierten ihn die Kooperationsmöglichkeiten mit der Politischen Runde. Dies kommentierte er ironisch in einem Schreiben: ,, Nun zur Realität: Der Freundeskreis suchte und fand einen „Trottel“, der die Arbeit macht – manchmal sogar gern -, damit sich zwischen Jekaterinburg und Wuppertal was bewegt.“

Die Ziele des Freundeskreises wurden von ihm mit formuliert:

als weltanschaulich unabhängige Vereinigung dem friedlichen Aufbau Europas zu dienen und zur Verständigung der Völker beizutragen, Begegnungen der Bürger beider Städte zu ermöglichen. Kontakte in allen Bereichen auf- und auszubauen,· Kenntnisse über die beiden Städte und Völker zu verbreiten, humanitäre Initiativen zu unterstützen.

Der erste Vorstand bestand aus Brunhilde Siekmann, Otto Roche, lrmtraut Lilie, Ludmilla Buksmann, Barbara Binner, Dietmar Danz und Eva Gothsch.

So gründete sich der Freundeskreis Wuppertal – Jekaterinburg am 17. Juni 1993. Damit sich was bewegt, probierte Otto Roche in der Anfangsphase, unterstützt von seinem Gründungsvorstand, mit Elan und Temperament viele Ideen aus. Kontakte, die zur Gesellschaft Russland – Deutschland in Jekaterinburg schon bestanden, griff er auf, um Begegnungen mit der russischen Seite voranzutreiben. In Dr. Sergej Werschinin fand er einen aufgeschlossenen und interessierten Partner. Noch im selben Jahr lud er ihn nach Wuppertal ein und vereinbarte mit ihm eine enge Zusammenarbeit. Auch mit anderen Vereinen  versucht er Kooperationen in der Hoffnung, so einen größeren Kreis ansprechen zu können und für die Ziele des Freundeskreises zu werben. Besonders im Bereich der Kunst und des Kulturaustausch hoffte er auf wechselseitige Begegnungen und Ausstellungen. Doch hier zeigten sich schnell die finanziellen Grenzen. Highlights wie die Einladung des Musikcorps des Stabes der Uraler Militärregion, das sich auf Deutschland -Tournee befand, nach Wuppertal erwiesen sich als Kraftakt und für den Freundeskreis als eine Nummer zu groß. Als die GEMA auf den Plan trat und Ansprüche anmeldete, nahm der Vorstand von Veranstaltungen dieser Größenordnung wieder Abstand. Eine spannende Erfahrung war es jedoch in jedem Fall.

Wenn er sich in russischsprachigen Kreisen vorstellte, gefiel es ihm, seinem Vatersnamen Ottowitsch hinzuzufügen, und setzte auch dadurch ein persönliches Signal, eine Annäherung an Gebräuche in Russland, eine „ Brücke“ von West nach Ost. Seine russischen Gesprächspartner gingen darauf gern ein: Otto Ottowitsch war eine beliebte Anrede.

Gern hätte er auch eine Bürgerreise nach Jekaterinburg organisiert. Doch scheiterten die Planungen zweimal: Das erste Mal musste die Fahrt abgesagt werden, weil am Vorabend der geplanten Reise die innenpolitische Krise in Russland mit dem Sturm auf das, Weiße Haus‘ in Moskau ihren Höhepunkt fand. Das zweite Mal war durch die damals noch unzureichende Infrastruktur in Russland die Kosten für die Unterbringung einfach zu hoch. So hat er die Stadt, für die er sich so vehement einsetzte nie gesehen.

Nach zwei Jahren legte Otto Roche die Funktion des Vorsitzes aus gesundheitlichen Gründen nieder, blieb dem Freundeskreis als Ansprechpartner jedoch im Beirat verbunden und begleitete uns mit vielen Tipps und Ratschlägen. Nach seinem plötzlichen Tod im Jahre 1999 gründete sich im folgenden Jahr aus den ihm verbundenen Vereinen ein Kreis, der durch eine jährliche Veranstaltung. unter dem  Titel, Otto-Roche-Colloquium‘ an sein Wirken in Wuppertal erinnern will. (E.G.)