Gudrun und Karl Wolff haben im Jahr 2010 den Ural bereist und darüber einen Erfahrungs- und Reisebericht geschrieben. Dieses Buch ist in jedem Buchhandel erhältlich. Eine russische Übersetzung ist auch verfügbar und kann auf dieser Seite kostenlos heruntergeladen werden. Ihre Eindrücke von Jekaterinburg beschreiben sie im folgenden Artikel.

Das gastfreundliche Laboratorium der zweiten Moderne

Besonders

Der erste Gang durch die Stadt führt uns durchs nahe Zentrum. Die Stadt wirkt europäisch-urban-lebendig. Zu lebendig, um als Zwischenstopp für Transitreisende die drei Stereotypen von Zarenmord, der eurasischen Grenze und der Schwerindustriemetropole, dem Bollwerk im 2. Weltkrieg, zu bedienen. Eine junge und alte Stadt, die viertgrößte in Russland.
Was macht sie zu einer besonderen Stadt? Zu einer, die auch nach Monaten lebendig und impressionistisch durchs Gedächtnis streift und den Verstand zum Bekenntnis zwingt: Hier möchtest du gern länger sein. Du möchtest wiederkommen. Du möchtest sehen, wie das neue Russland diese Stadt verändert und Fortschritte macht, allen Bürgern statt eines Sowjetsterns die Lebensqualität von fünf Sternen, den Luxus der Alltäglichkeit zu bieten. Ein gutes Leben. Die Voraussetzungen dafür sind mehr als günstig. Trotz mancher Bremsklötze.

Sehenswürdig

Jekaterinburg ist sehenswürdig als Stadt mit Flair und eigenem Rhythmus. Eigener Identität. Noch ein bisschen unsicher in der Selbstwahrnehmung, doch bereits nicht mehr verwechselbar mit der Uniformität russischer und sowjetischer Städte. Kein Wechselbalg der Provinz. Das „provinzielle“ Jekaterinburg ist aus der postsowjetischen Zeit in eine eigene Ortszeit eingetreten. Schon jetzt zwei Stunden der Kreml-Uhr voraus.

Offen

Die uralischen Koordinaten der Grenzüberschreitung zum Neuen verbinden sie mit anderen modernen Städten auf der Welt, eine von ihnen ist Moskau. Die Kapitale hält provinziell an der postkolonialen Priorität von Macht und Geld festhält und schickt ihre Statthalter in die Provinzen als gäbe es das Imperium nach wie vor.
Egal ob wir uns zu Fuß, mit den farbigen Straßenbahnen, es gibt rote, lila, gelbe, weiße, und der Metro durch die Stadt bewegen, wir kommen auf Schritt und Tritt an unser Ziel, den Augen neue Bilder, dem Herzen neue Freunde und Menschen und dem Kopf neue Perspektiven zu schenken. Jekaterinburg ist für mich die Umkehrung der absurden Verzweiflung einer Kafka Parabel. Du musst nur die Laufrichtung ändern, meint hier, überall wirst du finden, ohne zu suchen. Die Stadt ist offen, hat die Schlüssel nicht mehr nötig, sie ist selbstbewusst genug, sich sehen zu lassen.

Gudrun und Karl Wolff

Bei ihrem Besuch in jekaterinburg trafen sie auch Prof. Sergej Werschinin. Er war der russische Partner vom Gründungsmitglied Otto Roche.

Die russische Übersetzung kann hier kostenlos heruntergeladen werden.